Menschen neigen häufig dazu, andere durch ihre eigene Brille anzusehen. Christen machen hierbei keinen Unterschied. Sie verurteilen andere wegen ihrer Glaubensausübung oder theologischen Auffassungen. Doch Jesus dachte niemals in Kategorien. Er setzte sich über gesellschaftliche und religiose Schranken hinweg und gab sich mit Menschen ab, die am Rande der Gesellschaft und der jüdischen Gemeinde standen. So konnten diese Menschen in ihm den nahbaren, gnädigen und barmherzigen himmlischen Vater erkennen. Gerade die streng religiösen Zeitgenossen regten sich darüber auf. Doch Jesus wollte vor allem Liebe und Lebensfreude vermitteln. Wie nehmen dich deine Nachbarn wahr? Es fühlt sich vielleicht wohltuend an, sich nur mit anderen Gläubigen abzugeben. Aber Jesus geht einen Schritt weiter: “Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.” (Mt 9, 12 – 13 EÜ). Die frohe Botschaft zu verkünden heißt, auf Menschen zuzugehen, die davon noch nie etwas gehört haben. Es bedeutet nicht, sich in der eigenen Gemeinde zu isolieren. Auf diese Weise verlieren wir den Anschluss an die Gesellschaft, sprechen eine unverständliche Sprache und haben keine Ahnung mehr, was diese Menschen bewegt. Paulus schreibt dazu: “Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.” (1. Kor 9, 22 EÜ). Das ist Glaube, der im Sinne Jesu über den eigenen Tellerrand hinausschaut.